Sportrecht - saudiarabische Golf-Super-Liga

Saudi-Arabien plant eine milliardenschwere Golf-Liga und versucht der amerikanischen PGA-Tour Spieler abzuwerben.

Der Golf-Sport hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. So kann man ein massives wirtschaftliches Wachstum mit hochdotierten Sponsoren und Fernsehverträgen inklusive enormer Preisgelder bei jedem Turnier beobachten. Siebenstellige Beträge für den Sieger eines großen Turnieres sind an der Tagesordnung. Mit der neuen Super-Liga aus Saudi-Arabien steht eine große Veränderung des Golfsports bevor. Mindestens 48 Profispieler unterwerfen sich künftig einem anderen Werte-Regime als dem der PGA Tour. Die PGA Tour ist der amerikanische und zugleich international größte Veranstalter des bisher regelmäßigsten und größten Turnierwettbewerbs im Profigolfsport.

Dies will die Organisation mit dem Namen „LIV Golf“ ändern. Mit einem milliardenschweren Budget konnte die neue Superliga neben einigen eher unbedeutenden Spielern auch bekannte Spieler locken, die den Höhepunkt ihrer Karriere bereits überschritten haben dürften. Dazu gehört beispielsweise Martin Kaymer, der aktuell immer noch beste deutsche Profi-Golfer. Allerdings müssen sich Kaymer und auch die anderen Spieler Kritik gefallen lassen, wenn Sie künftig für die LIV-Turnierserie spielen. So lautet der Vorwurf auf Unterstützung des „Sportswashings“, also des Austragens renommierter Sportveranstaltungen, mit denen Saudi-Arabien sein Image aufpolieren möchte. Geleitet wird die Superliga aus Saudi-Arabien vom australischen Ex-Profi Greg Norman, der seine größten Erfolge in den 80er und 90er Jahren verbuchen konnte. Seitdem versucht er stetig, sich selbst als eigene Marke zu präsentieren und lässt keine Gelegenheit aus gegen die PGA-Tour zu wettern.

Im Frühjahr 2022 schrieb Norman im Namen der Organisation LIV-Golf einen Brief an den Chef der PGA Tour, Jay Monahan, und warf diesem vor, die PGA-Tour würde ihre wechselwilligen Spieler bedrohen. Tatsächlich hatte Monahan angekündigt, dass man eine Konkurrenztour in dieser Form nicht tolerieren werde. Die PGA-Tour verlieh dieser Ansage auch noch Nachdruck, indem sie dem Ersuchen mehrerer Spieler für eine Freigabe, um an den LIV Turnieren teilzunehmen, nicht stattgab. Gegenüber dem Online-Portal LTO bestätigte die PGA-Tour, dass man der Auffassung sei, es seien sogar Disziplinarmaßnahmen gegen abtrünnige Spieler möglich. Das hingegen hält Greg Norman für ausgeschlossen. Auf Nachfrage von LTO wollte sich LIV-Golf nicht zu einer möglichen rechtlichen Strategie äußern, denn Gerichtsverfahren scheinen bei einem solchen extremen Angriff auf das PGA-Tour-Geschäftsmodell durchaus realistisch.

Es gibt bereits mehrere wechselwillige Spieler, die angekündigt haben, ihre Mitgliedschaft auf der PGA-Tour vorerst zu beenden. Dies hat dann auch zur Folge, dass diese Spieler nicht mehr Teil des legendären Rydercups sein werden. Auf diese Weise wollen die Spieler wohl drohenden Sanktionen von vornherein aus dem Weg gehen und einen möglichst sauberen Einstieg zurück zur PGA-Tour schaffen, sollte die LIV-Liga floppen. Dies obwohl nicht einmal sicher ist, dass etwaige Sanktionen überhaupt rechtmäßig wären. Monetäre Sanktionen sind in Anbetracht der milliardenschweren Liga wohl kein probates Mittel. Gefährlich für die Karriere der Spieler wird es aber dann, wenn endgültige oder auch zeitige Sperren für Turniere der PGA im Raum stehen. Der PGA drohen dann nämlich kartellrechtliche Vorwürfe, entsprechende sogenannte Antitrust-Klagen aus Amerika sind nicht zu unterschätzen. Die kartellrechtliche Gefahr ist in etwa vergleichbar mit der für die Pläne, eine „Superleague“ im europäischen Vereinsfußball zu etablieren.

Entscheidend wird letztendlich sein, ob auf die PGA-Tour ein sogenanntes Free-Agent-System, vergleichbar mit dem der NBA, anwendbar ist, ein Spieler sich also frei von jeglicher vertraglichen Bindung aussuchen kann, für welchen Verein bzw. welche Liga er spielen möchte. Damit würden rechtliche Mittel für die PGA-Tour, um Wechsel in die Superliga nach Saudi-Arabien zu sanktionieren und damit zu verhindern in weite Ferne rücken. Hinzu kommt, dass bereits lukrative Sponsorenverträge von den nach Saudi-Arabien gewechselten Spielern aufgelöst wurden. Dies wohl auch aus Loyalität zur PGA-Tour. Wie das Onlineportal LTO berichtet, ist das kanadische Unternehmen RBC beispielsweise Titelsponsor des PGA-Turniers in Kanada und zeitgleich zum Start des ersten Live-Events in London. Im Zuge dessen beendete RBC das Sponsorenverhältnis zu zwei Spielern, die in London an den Start gehen. Wie sich andere Sponsoren und insbesondere auch Ausrüstungsunternehmen wie Nike und Adidas verhalten werden, kann noch nicht abgeschätzt werden. LTO berichtet, dass einer der Spieler, der ehemals bei RBC unter Vertrag stand, von LIV für seine bloße Teilnahme an dem Turnier bzw. der Meisterschaft 125 Millionen $ erhält. Insoweit kann er den Sponsorenverlust entspannt in Kauf nehmen.

Der PGA-Tour bleibt nur zu hoffen, dass die LIV Liga floppt. Dies ist nicht unwahrscheinlich, da aus den TOP 10 der Weltrangliste zumindest bislang kein einziger Spieler an der LIV Turnierserie teilnimmt und auch Tiger Woods als größter Golfstar sich explizit zur PGA-Tour bekannt hat. Auch bestehen noch keine bedeutsamen Fernsehverträge für die LIV Liga. Das Turnier in London ist auf YouTube frei empfangbar.