Landgericht Nürnberg-Fürth verurteilt Stellantis im Diesel-Abgasskandal von Fiat Chrysler

Das Landgericht Nürnberg-Fürth hat im Wohnmobil-Abgasskandal Fiat Chrysler (inzwischen Stellantis) zu Schadensersatz verurteilt.

Hintergrund

In dem Verfahren ging es um ein Wohnmobil des Typs SUN Ti650 MF Platinum Selection des Herstellers Knauss. Als Basisfahrzeug für das Modell dient ein Fiat Ducato mit 2,3 l Multijet-Dieselmotor.

 

Der Kläger machte Schadensersatzansprüche geltend, da in dem Wohnmobil unzulässige Abschalteinrichtungen verbaut seien. So werde unter anderem die Abgasnachbehandlung nach 22 Minuten abgeschaltet. Damit sei sie gerade lang genug für den rund 20-minütigen Testlauf im Prüfmodus aktiv. Außerdem komme bei der Abgasreinigung ein Thermofenster zum Einsatz. Im Ergebnis führten die Funktionen dazu, dass der Grenzwert für den Stickoxidausstoß auf dem Prüfstand zwar eingehalten wird, die Emissionen im realen Straßenverkehr aber deutlich ansteigen. Das On-Board-Diagnosesystem sei so eingestellt, dass es diesbezüglich keine Warnmeldungen anzeige, so die Klagepartei.

 

Schadensersatz aus Deliktsrecht

Da sich Fiat bzw. Stellantis zu diesen Vorwürfen nicht äußerte, entschied das Landgericht Nürnberg-Fürth per Versäumnisurteil vom 09.07.2021, dass der Kläger Anspruch auf Schadensersatz wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung gemäß § 826 BGB habe. In dem Motor kämen unzulässige Abschalteinrichtungen zum Einsatz. Da der Kläger das Fahrzeug bei Kenntnis der illegalen Abschalteinrichtungen nicht gekauft hätte, habe er Anspruch auf Schadensersatz, so die Nürnberger Richter. Stellantis kann innerhalb eines Monats Einspruch gegen das Urteil einlegen. Das Landgericht Nürnberg-Fürth ist im Wohnmobilabgasskandal nicht das erste Gericht, das Fiat Chrysler bzw. den Rechtsnachfolger Stellantis zu Schadensersatz wegen Abgasmanipulationen bei Wohnmobilen verurteilt. So haben auch die Landgerichte Gera, Görlitz, Stade und Koblenz den Käufern Schadensersatz zugesprochen.

 

Staatsanwaltschaft ermittelt

Hintergrund ist, dass auch bei Fahrzeugen der Marken Fiat, Alpha Romeo, Jeep und Iveco der Verdacht besteht, dass unzulässige Abschalteinrichtungen verwendet wurden. Im Sommer 2020 ließ die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main daher Büroräume von Fiat Chrysler (FCA) in Deutschland, der Schweiz und Italien durchsuchen.

Betroffene Käufer haben die Möglichkeit, Schadensersatzansprüche gegen Stellantis geltend zu machen.

Weiter kommen auch Gewährleistungsansprüche gegen den Händler in Betracht, da durch die unzulässige Abschalteinrichtung das Fahrzeug mangelhaft ist.

 

Haben auch Sie ein Wohnmobil erworben, welches auf einem Fiat Ducato oder Iveco Daily basiert? Gerne prüfen wir für Sie, ob es in Ihrem Fall Sinn macht, Schadensersatzansprüche oder Gewährleistungsansprüche geltend zu machen.