Abgasskandal: Abgasmanipulationen bei FIAT und IVECO: Wohnmobile betroffen
Auch der englische Autobauer Fiat Chrysler ist in einen Abgasskandal verwickelt. In mehreren Ländern der EU ermitteln die Strafverfolgungsbehörden gegen den Konzern. Sogar die EU-Kommission hatte gegen den Fiat-Konzern ein Verfahren eingeleitet.
Vor drei Monaten wurden daher bei FIAT Chrysler (FCA) und IVECO Razzien der federführenden Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main durchgeführt. Durchsucht wurden insgesamt zehn Objekte in Baden-Württemberg und Hessen, darunter der Sitz von FC Deutschland in Frankfurt sowie in der italienischen Region Piemont und im Schweizer Kanton Thurgau. Der Konzern steht unter dem Verdacht in diversen Modellen des Autobauers sowie von Alfa Romeo, Jeep, Magirus und dem Wohnmobilhersteller Iveco illegale Abschalteinrichtungen verbaut zu haben. Diese sorgt dafür, dass die Autos die Grenzwerte für den Stickstoffdioxid-Ausstoß zwar auf dem Prüfstand einhalten, nicht aber im normalen Straßenbetrieb. Allein in Deutschland geht es den Angaben zufolge um mehr als 200.000 Fahrzeuge, darunter viele Wohnmobile.
Staatsanwaltschaft bittet Kunden um Mithilfe
Die Ermittler hatten Käufer von Fahrzeugen mit möglicherweise manipulierten Motoren gebeten sich zu melden und Verträge und Bescheinigungen bei der Polizei vorzulegen. Unter Verdacht stehen die Euro-5 und Euro-6 Dieselmotoren 1,3 Liter Multijet, 1,3 Liter 16V Multijet, 1,6 Liter Multijet, 1,6 Liter, 2,0 Liter Multijet, 2,0 Liter, 2,2 Liter Multijet II, 2,3 Liter, 2,3 Liter Multijet, 3,0 Liter aus den Jahren 2014 bis 2019. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, dass mittlerweile 300 Anzeigen gegen den FCA-Konzern und Iveco eingegangen sind. 90 Prozent davon betreffen Wohnmobile.
Klage auch in Deutschland möglich
Fiat-Kunden können seit dem 09.07.2020 in Deutschland gegen diesen Diesel-Betrug klagen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in einem VW-Verfahren (Az.: C-343/19) entschieden, dass Hersteller eines manipulierten Diesels in dem Land verklagt werden können, in denen die Fahrzeuge verkauft worden sind.
Wohnmobilbranche betroffen
Mit dem Abgasskandal bei Fiat-Chrysler ist also auch die Wohnmobilbranche betroffen. Der Nutzfahrzeug-Hersteller ist unter anderem für seine Wohn -und Reisemobile bekannt. Iveco ist Teil von CNH Industrial. CNH gehört zum Imperium der Familie Agnelli, die Fiat gegründet hat. Iveco hat aktuell folgende drei Wohnmobile im Angebot, die unter Verdacht stehen, die EU- Abgasnorm nicht einzuhalten und die Abgasreinigung manipuliert zu haben: Daily Hi-Matic, Daily 4×4 und EUROCARGO. Das Tochterunternehmen Iveco verkauft seine Fahrgestelle und Motoren an namhafte Reise- und Wohnmobilhersteller.
So werden betroffene Motoren nach Iveco-Website-Angabe auch in Fahrzeugen folgender anderer Reisemobilhersteller verwendet:
- Biomobil
- Bocklet
- Carthago
- Concorde
- Dethleffs
- Dopfer
- Form IT
- Kerkamm
- Laika
- Morelo
- Niesmann Bischoff
- Notin
- Pilote
- Le Voyageur
- Phoenix
- Protec
- Swift
- Woelcke
KBA hat 3 Modelle des Fiat-Konzerns im Visier
Das KBA hat offiziell erst drei Modelle des Konzerns im Visier.
- Fiat – 500x – 1956 ccm – 103 kW – Euro 6
- Fiat – Ducato – 2999 ccm – 130 kW – Euro 5
- Jeep – Cherokee – 1956 ccm – 125 kW – Euro 5
Abgasreinigung schaltet nach 22 Minuten ab
Die Deutsche Umwelthilfe deckte den Abgasskandal bei Fiat bereits 2016 auf. Der Fiat Motor schaltet nach 22 Minuten die Abgasreinigung vollständig ab, so das Ergebnis von zahlreichen Tests. Auch bei Untersuchungen durch den ADAC fiel der Fiat Ducato beim Ausstoß von Stickoxiden negativ auf. Bei NOx-Emissionen im normalen Straßenverkehr emittiert der Ducato rund 1200 mg/km an NOx – erlaubt sind bei der Euro-5-Norm 180 mg/km!
Stilllegung droht
Sollten sich die Verdachtsmomente bestätigen, wonach es aussieht, stehen den betroffenen Kunden Schadensersatz- und Gewährleistungsansprüche zu. Bei derartigen Überschreitungen der erlaubten NOx-Emissionen droht die Stilllegung durch das KBA, was einen Schaden bedeutet. Gerade bei Besitzern von Reise- und Wohnmobilen ist der Schaden enorm. Die Anschaffungskosten für die Freizeitfahrzeuge liegen schnell an der € 100.000,00 Grenze.
Erste Verbraucher klagen
Am 03.08.2020 ging beim Landgericht Freiburg eine erste Klage in Bezug auf einen Fiat Ducato ein, der zum Wohnmobil umgebaut wurde. Das Mobil „Adria Twin“ wird von der Firma Adria Mobil aus Slowenien vertrieben. Das LG Freiburg soll feststellen, ob der Klägerin durch den Diesel-Abgasskandal ein Schaden entstanden ist und FCA dafür haftet. Das Vorbringen stützt sich bisher darauf, dass bei Fiat der begründete Verdacht besteht, dass die Grenzwerte nicht eingehalten werden und die Abgasreinigung manipuliert wird. Das Fahrzeug ist aufgrund der möglichen Abgasmanipulation im Wert gemindert und der Verbraucherin ist ein erheblicher Schaden entstanden. Zudem droht dem Fahrzeug die Stilllegung.
Kunden des Fiat-Konzerns und Besitzer von betroffenen Wohnmobilen haben weiterhin die Möglichkeit sich als Zeugen bei dem Polizeipräsidium Frankfurt zu melden. Auch eine zivilrechtliche Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen sollte man mittlerweile in Betracht ziehen. In unserer Kanzlei haben wir bereits zahlreiche Klagen im Zusammenhang mit dem Abgasskandal auf den Weg gebracht und für die geschädigten Kunden Schadensersatzansprüche durchgesetzt. Gerade wenn Sie über eine Rechtschutzversicherung verfügen, ist das Prozessrisiko sehr gering, da diese in der Regel die Anwalts- und Gerichtskosten abdeckt. Bei Fragen Rund um das Thema Abgasskandal stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.